Familiäre Dreiecksbeziehungen - Triangulation

Familiäre Dreiecksbeziehungen
- Triangulation

Die Triangulation, ist ein weit verbreitetes Konzept in der Familientherapie, bezeichnet die Dynamik, bei der ein Familienmitglied in einen Konflikt zwischen zwei anderen Familienmitgliedern hineingezogen wird oder eine dritte Person oder ein Thema in die Beziehung einbezogen wird, um Spannungen zu mildern oder zu bewältigen (Bowen, 1978).

Die Bedeutung der Triangulation und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Familieninteraktion werde ich in diesem Artikel näher betrachten.


Grundlagen der Triangulation

Das Konzept der Triangulation stammt aus den Anfängen der Familientherapie und wurde von S. Minuchin beschrieben. Es beschreibt einen Transaktionsmodus zwischen zwei Personen, die miteinander einen offenen oder verdeckten Konflikt haben und zur Spannungsreduktion eine dritte Person miteinbeziehen.

Diese dritte Person wird einmal mit dem einen, dann mit dem anderen eine Koalition gegen den jeweils anderen eingehen, was zu großen Loyalitätskonflikten führen kann. In "starren Triaden" bilden sich gleichbleibende Koalitionen, wobei sich zwei gegen den dritten verbünden. Bei der Konfliktumleitung beschäftigen sich zwei Familienmitglieder, wie etwa das Elternpaar, intensiv mit einem Dritten, beispielsweise dem Kind als Symptomträger, und vermeiden so die direkte Auseinandersetzung. Das eigentliche Fundament jedes emotionalen Systems ist das Dreieck.

Diese Konstellationen können verschiedene Formen annehmen, von offensichtlichen Dreiecksbeziehungen bis hin zu subtileren Interaktionen, die die familiäre Dynamik beeinflussen.


Wer Kinder in Konflikte mit einbezieht, begeht Triangulation.

Welche Familien sind meist betroffen?

Die Familien in denen häufig Emotionen hochkochen und Konflikte auftreten, sind meist von Dreiecksbildungen betroffen.

Wenn negative Emotionen nicht angemessen gehandhabt werden oder gar nicht angesprochen werden. Oder wenn gesunde Grenzen zwischen den Familienmitgliedern nicht gewahrt werden. In solchen Situationen besteht die Gefahr, dass Triangulation auftritt – ein komplexes Phänomen, das die familiäre Dynamik beeinflusst.




Ein fiktives Beispiel für Triangulation in der Familie könnte sein:

In einer Kernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und einem Kind – einem Teenager –, entstehen regelmäßig Konflikte zwischen dem Vater und dem Teenager.

Der Teenager, der sich in der Phase des Heranwachsens befindet, beginnt, seine Autonomie zu erkunden und rebelliert oft gegen die Autorität des Vaters. Er weigert sich, dessen Anweisungen zu befolgen und sucht nach Möglichkeiten, seine Unabhängigkeit auszudrücken.

Die Mutter, die stets bestrebt ist, den Frieden in der Familie zu wahren, versucht, die Spannungen zu mildern. Jedoch anstatt direkt mit dem Vater über ihre Differenzen zu sprechen, wendet sie sich häufig an das jüngste Kind. Sie teilt ihre Sorgen über den Vater mit diesem kleineren Geschwister des Teenagers und hofft auf Unterstützung. Dabei erwartet sie, dass das Kind auf ihrer Seite steht und ihr zustimmt.

Durch diese Vorgehensweise wird das Kind ungewollt in den Konflikt zwischen dem Vater und der Mutter hineingezogen. Es wird als Vermittler oder Unterstützer für die Mutter fungiert, obwohl es möglicherweise überfordert oder belastet ist. Diese Dynamik kann dazu führen, dass das Kind sich zwischen den Eltern hin- und hergerissen fühlt und Schwierigkeiten hat, seine eigene Identität zu entwickeln.

Bildhafte Darstellung der Triangulation Mutter - Kind - Vater




Auswirkungen von Triangulation

Die Auswirkungen von Triangulation auf Familienmitglieder können beträchtlich sein und reichen von erhöhtem Konflikt und Spannung bis hin zu emotionaler Belastung und psychischen Gesundheitsproblemen.

Forschungsergebnisse zeigen, dass Triangulationen das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöhen können (Kerr & Bowen, 1988).




Diagnose und Bewertung von Triangulation

Die Diagnose von Triangulation erfordert ein gründliches Verständnis der familiären Dynamik und der Interaktionen zwischen den Familienmitgliedern.

Instrumente wie das Genogramm und strukturierte Interviews können hilfreich sein, um Triangulationen zu identifizieren und ihre Funktionen innerhalb der Familie zu verstehen (Friedman, 1998).




Langfristige Auswirkungen von Triangulationen

Triangulationen können langfristige Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden und die Beziehungen innerhalb der Familie haben. Zu den langfristigen Auswirkungen gehören:

  1. Verlust des Vertrauens: Wenn Familienmitglieder wiederholt in Konflikte und Spannungen involviert sind, kann dies zu einem Verlust des Vertrauens und einer Beeinträchtigung der Beziehungsdynamik führen.

  2. Entwicklung von Dysfunktionalität: Unbehandelte Triangulationen können zu einem Muster von dysfunktionalen Beziehungsmustern innerhalb der Familie führen, das sich über Generationen hinweg fortsetzen kann.

  3. Psychische Gesundheitsprobleme: Langfristige Triangulationen können das Risiko für psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen, Angststörungen und Selbstwertprobleme erhöhen.

  4. Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen: Familienmitglieder, die in Triangulationen verwickelt waren, können Schwierigkeiten haben, gesunde zwischenmenschliche Beziehungen außerhalb der Familie aufzubauen und aufrechtzuerhalten.




Prävention und langfristige Auswirkungen

Die Prävention von Triangulationen erfordert eine proaktive Herangehensweise, die auf die Stärkung von Familienbeziehungen und die Förderung von offener Kommunikation abzielt.

Erwachsene, die Kinder in Triangulationen verwenden, um Konflikte zu bewältigen oder ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, müssen einige wichtige Lektionen lernen, um gesündere familiäre Beziehungen zu entwickeln:

  • Eigene Konflikte bearbeiten

Zunächst einmal ist es entscheidend, dass sie Verantwortung für ihre eigenen Konflikte übernehmen. Das bedeutet, nicht länger Kinder als Vermittler oder Verbündete einzusetzen, sondern Konflikte konstruktiv anzugehen und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.

  • Kommunizieren lernen

Außerdem müssen Erwachsene lernen, offen und respektvoll miteinander zu kommunizieren, ohne Kinder in ihre Auseinandersetzungen hineinzuziehen. Das bedeutet, ehrlich über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen und aktiv zuzuhören, um die Perspektive des anderen zu verstehen.

  • Grenzen ziehen

Darüber hinaus ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen und einzuhalten, um zu verhindern, dass Kinder in Konflikte oder Spannungen hineingezogen werden. Das kann bedeuten, private Gespräche zu führen, anstatt Kinder als Botschafter zwischen Eltern zu verwenden, und sicherzustellen, dass Kinder nicht für die eigenen Bedürfnisse der Erwachsenen verantwortlich gemacht werden.

  • Kindeswohl beachten

Weiterhin sollten Erwachsene stets im Sinne des Kindeswohls handeln und Entscheidungen treffen, die das Wohlbefinden und die Entwicklung der Kinder fördern. Dies erfordert, die Bedürfnisse und Gefühle der Kinder ernst zu nehmen und ihre Autonomie zu respektieren, anstatt sie als Werkzeug in Konflikten zu verwenden.

  • Hilfe suchen

Schließlich kann es hilfreich sein, therapeutische Unterstützung zu suchen, um diese Muster der Triangulation zu durchbrechen und gesündere familiäre Dynamiken zu etablieren. Therapeut*innen können dabei helfen, neue Kommunikationsmuster zu erlernen, Konflikte konstruktiv anzugehen und eine unterstützende Umgebung für die gesamte Familie zu schaffen (McGoldrick & Gerson, 1985).




Prävention von Triangulationen

Eine proaktive Prävention von Triangulationen kann helfen, das Risiko für Konflikte und Spannungen in Familien zu reduzieren. Dazu gehören:

  1. Förderung offener Kommunikation: Eltern sollten ein Umfeld schaffen, in dem alle Familienmitglieder ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse frei und ohne Angst vor Zurückweisung ausdrücken können. Offene Kommunikation ermöglicht es, Konflikte frühzeitig anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

  2. Gesunde Grenzen setzen: Es ist wichtig, klare Grenzen und Erwartungen innerhalb der Familie zu etablieren. Indem klare Regeln und Grenzen gesetzt werden, können Familienmitglieder lernen, Verantwortung für ihr eigenes Verhalten zu übernehmen und Konflikte auf eine konstruktive Weise zu lösen.

  3. Stärkung der Familienbande: Gemeinsame Aktivitäten und Zeit miteinander zu verbringen, können dazu beitragen, das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Familie zu stärken und die Bindung zwischen den Familienmitgliedern zu vertiefen.




Durch die Implementierung von Präventionsstrategien und die langfristige Unterstützung können Familien dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von Triangulationen zu minimieren und ein unterstützendes und gesundes familiäres Umfeld zu schaffen.

Fazit

Triangulation ist ein komplexes Phänomen, das weitreichende Auswirkungen auf Familien haben kann. Die Sensibilisierung für die Bedeutung der Triangulation und die Entwicklung wirksamer Behandlungsstrategien sind entscheidend, um das Wohlbefinden von Familienmitgliedern zu fördern und die Familieninteraktion zu verbessern.

Solltest du bei dir Tendenzen erkennen, dass du Triangulation anwendest oder es bei deinem Partner oder Partnerin erkennen, solltest du dir Hilfe suchen.

Sprich mich gerne an: +49-176-45648308

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Literaturverzeichnis

Bowen, M. (1978). Family therapy in clinical practice. Jason Aronson.

Friedman, M. S. (1998). Structural and strategic family therapy. In A. S. Gurman & D. P. Kniskern (Eds.), Handbook of family therapy (Vol. 2, pp. 165–202). Brunner/Mazel.

Guerin, P. J., Fogarty, T. F., & Fay, L. F. (2001). Working with relationship triangles: The one-two-three of psychotherapy. Guilford Press.

Kerr, M. E., & Bowen, M. (1988). Family evaluation: An approach based on Bowen theory. W. W. Norton & Company.

McGoldrick, M., & Gerson, R. (1985). Genograms in family assessment. W. W. Norton & Company.

Minuchin, S. (1974). Families and Family Therapy. Cambridge, MA: Harvard University Press.